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Spielplätze für Senioren?

Die zunehmende Zahl älterer Menschen, auch in Reutlingen, stellen die Kommunen vor die Aufgabe, sinnvolle Angebote zur Gesundheitsförderung für diese Zielgruppe anzubieten. Hierbei ist die Förderung von Bewegung eines der wichtigen Elemente kommunaler Gesundheitsförderung. Neben der Bewegung in Gruppen spielen individuelle und informelle Möglichkeiten und Angebote eine immer größer werdende Rolle.

Fitness am Gerät, im Freien und umsonst

Eine Befragung des Projekts Schritt halten von rund 200 Reutlinger SeniorInnen ergab, dass sich sehr viele sportlich aktive ältere Menschen eher mit Freunden und Gleichgesinnten verabreden oder alleine sportlich aktiv sind, als dass sie die Angebote von Vereinen und organisierten Gruppen nutzen. Um diesem Trend zu informellen Bewegungsangeboten gerecht zu werden, richten immer mehr Kommunen Bewegungsparcours für SeniorInnen ein. Die Fitnessgeräte versprechen eine für ältere Menschen preiswerte Möglichkeit zur Bewegung mit einer vermeintlich niedrigen Einstiegsschwelle.

Doch sind diese Outdoor Fitnessgeräte überhaupt wirksam? Der Trend zu solchen Anlagen ist nicht auf Deutschland begrenzt. Im asiatischen Raum sind Bewegungsräume für ältere Menschen bereits häufiger zu finden. Aber auch in anderen europäischen Ländern finden sich solche Bewegungsparcours, deren Nutzen in ersten wissenschaftlichen Arbeiten in Finnland bestätigt wurde. Doch lassen sich solche Ergebnisse auch auf Deutschland übertragen?

Hessen macht’s vor

Das Land Hessen hat hier die Vorreiterrolle übernommen und vom Sommer 2011 an in Hanau und Darmstadt zwei Bewegungsparcours zur Verfügung gestellt. Erstmalig in Deutschland wurde dort drei Monate lang im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie der gesundheitsfördernde Effekt von Bewegungsparcours untersucht. Durch die Studie konnte nachgewiesen werden, dass das Üben an Bewegungsparcours deutliche Effekte auf die physische Leistungs- und Funktionsfähigkeit von SeniorInnen hat: Mehr als 90 % der StudienteilnehmerInnen verbesserten ihre funktionellen Leistungen.

Spielplätze von SeniorInnen für SeniorInnen

Noch vor der Errichtung der beiden Modell-Projekte wurden ältere Menschen selbst befragt, wie solche Bewegungsparcours aussehen sollten. Dabei zeigte sich, dass neben einer guten Anbindung an den öffentlichen Verkehr, kurze Gehstrecken und nahegelegene Parkmöglichkeiten auch Wünsche an die Anlage selbst geäußert wurden. Generationsübergreifende Angebote für Jung und Alt stießen auf Skepsis, es wurde vielmehr die Befürchtung geäußert, dass dabei die Bedürfnisse der SeniorInnen zu kurz kommen könnten.

Die Gestaltungsmöglichkeiten der Parcours sind vielfältig. Deshalb ist es umso wichtiger, bei der Planung die Bedürfnisse möglicher künftiger NutzerInnen im Blick zu haben. Das Angebot reicht von Geräten für Sportler bis zum untrainierten Senior.

Positive Erfahrungen für alle

Die Erkenntnisse aus der Planung der Modellprojekte in Hanau und Darmstadt wurden nun einer breiten Öffentlichkeit als Broschüre des Hessischen Sozialministeriums zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der begleitenden Studie zeigten sich die beteiligten SeniorInnen rundum zufrieden. Neben dem guten Gefühl, etwas für die Gesundheit zu tun, wurde der Aspekt der Geselligkeit und der Kontaktmöglichkeit im Rahmen von Gruppenangeboten an den Geräten betont. Es zeigte sich, dass solche Anlagen neben dem individuellen Training durchaus eine Möglichkeit darstellen, neue Bewegungsgruppen für SeniorInnen attraktiv zu gestalten.

Das positive Gefühl der StudienteilnehmerInnen konnte von den WissenschaftlerInnen bestätigt werden: Durch die regelmäßige Nutzung der Geräte wurden Kraft und Gleichgewicht gestärkt. Die SeniorInnen bestätigten dies und berichteten von neuer Bewegungsfähigkeit, mehr Sicherheit im Alltag und neuer Lebensfreude. Ein Erfolgsaspekt in den Hessischen Kommunen scheint allerdings auch die gute Vernetzung der Bewegungsparcours in die Vereine hinein gewesen zu sein.

Macht’s Reutlingen nach?

Die positiven Erfahrungen in Hessen lassen sicherlich auch in Reutlingen aufhorchen. Die hier bestehende Raumnot im Bereich der Sportstätten hemmt den Ausbau weiterer Bewegungsangebote für SeniorInnen. Wäre da eine neue „Sportstätte im Freien“ eine Alternative?

Sicherlich stellen Outdoor-Trainingsplätze eine attraktive Alternative dar. Doch bereits Planung und Bau sind mit erheblichen Kosten verbunden. So schwanken die Anschaffungskosten zwischen 1500 bis 6000 Euro je Gerät. Um hier eine attraktive Auswahl zu bieten entstehen rasch erhebliche Kosten. Auch der Unterhalt einer solchen Anlage muss finanziert sein. Solch eine Investition ist sicherlich nur dort gerechtfertigt, wo die Voraussetzungen für eine rege Nutzung gegeben sind, d.h. wo ein verkehrsgünstig gelegener, zentraler Ort gefunden wird, der auch von Vereinen oder Initiativen genutzt werden kann.

Die Broschüre des Hessischen Sozialministeriums könnte helfen zu überprüfen, ob sich in Reutlingen günstige Voraussetzungen finden, die eine solche Investition rechtfertigen.