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Aktiv bis 100 –

Ein Projekt des Deutschen Turner-Bundes

Diese Frage sollte mit Hilfe des Projektes „Aktiv bis 100“ des Deutschen Turner-Bundes, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert worden ist, beantwortet werden. Zielgruppe sind über 80-jährige Menschen. Diese stehen häufig an der Schwelle zur Pflegebedürftigkeit, sie sind angewiesen auf Rollatoren, Gehstöcke oder, falls sie sich nicht mehr alleine fortbewegen können, auch auf Transportdienste.

Modellregionen Frankfurt und Achern

Das Kernziel der Bewegungsgruppen „Aktiv bis 100“ ist es, die Selbständigkeit durch das körperliche Training zu erhalten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer trainieren gezielt die Muskelkraft (zum Aufstehen, Treppensteigen, Tasche tragen), die Balance und die Standsicherheit (um Stürze zu vermeiden), die Beweglichkeit (um sich allein anziehen und waschen zu können) und die Gehfähigkeit und Mobilität (durch ein gezieltes Gehtraining).

Als Modellregionen wurden die Großstadt Frankfurt am Main und die ländliche Region Achern in Baden-Württemberg ausgewählt. Das Projekt war eine echte Herausforderung, denn inaktive Hochbetagte zu motivieren, noch einmal etwas ganz Neues zu beginnen, ist nicht einfach. Wer keine Bewegungsvorerfahrung hat, wer nur unsicher stehen und gehen und kaum noch eine Treppenstufe hochsteigen kann, der traut sich meist auch nicht in einen Sportverein. Und genau an dieser Stelle setzte das Projekt „Aktiv bis 100“ des DTB, Teil eines DOSB-Projektes, an.

Hemmschwellen und Ängste abbauen

Vielleicht – so die Hypothese – ist es möglich, Hochaltrige für Bewegung im Verein zu gewinnen, wenn die Turnvereine mit Kooperationspartnern, wie Senioren-, Sozial- und Gesundheitsverbänden zusammenarbeiten. In diesem kommunalen Netzwerk wurden die Aufgabengebiete geteilt und gemeinsam Strategien entwickelt, wie hochaltrige Menschen anzusprechen und zu gewinnen sind. Dabei hat sich herausgestellt, dass die persönliche Ansprache der alten Menschen mit Hilfe der Netzwerkpartner der entscheidende Erfolgsfaktor war. Ängste und Hemmungen der hochaltrigen Menschen sind Hindernisse für eine längerfristige, verpflichtende Vereinsmitgliedschaft. Daher konzipierte der DTB eine vierstufige Vereinsbindungsstrategie. Durch persönliche Ansprache über Vertrauenspersonen wurden erste Hemmschwellen abgebaut und durch unverbindliche Schnuppertermine letztendlich beseitigt. Ein halbjähriger Kurs mit Einsteiger-Übungen machte die Trainingsfortschritte spürbar, was die TeilnehmerInnen längerfristig motivierte. Nach den ersten sechs Monaten wurde den Hochaltrigen eine Vereinsmitgliedschaft mit sofortiger Kündigungsoption eingeräumt. Der Erfolg: Konkret konnten über 120 begeisterte Turnvereinsmitglieder jenseits der 80 gewonnen werden, die nie zuvor sportlich aktiv waren.

Erfolge und Auszeichnungen für das Projekt

Ursprünglich war der Aufbau von zwei „Aktiv bis 100“-Gruppen geplant, mittlerweile sind es 15 Gruppen. Die Bewegungsgruppen sind inzwischen fester Bestandteil der Vereinsangebote geworden. Dank des großen Erfolges hat das Frankfurter Netzwerk den Sportpreis der Stadt Frankfurt „Sport kennt keine Grenzen“ gewonnen. Das Amt für Gesundheit sicherte Unterstützung für weitere fünf Jahre zu, das Sportamt und das Dezernat für Soziales und Senioren der Stadt Frankfurt finanzieren den flächendeckenden Aufbau weiterer Gruppen. Das nachhaltige Ziel: Jedem Menschen über 80 die Teilnahme in einer Aktiv bis 100-Gruppe zu ermöglichen, um die Selbständigkeit bis in höchste Alter durch ein gezieltes Bewegungstraining zu erhalten.

Und die nächste Innovation lässt nicht mehr lange auf sich warten: Im Herbst startet die erste Ambulante Bewegungsgruppe für Menschen mit Demenz in Frankfurt am Main, aufgebaut vom Frankfurter Netzwerk „Aktiv bis 100“. Der besondere Clou: Direkt nebenan können die Angehörigen zeitgleich einen Fitness- und Gesundheitssportkurs besuchen. Beide Angebote sind ein halbes Jahr lang kostenlos, danach werden die Teilnehmer Mitglied im Turnverein und zahlen den normalen Vereinsbeitrag.

Anmerkung

Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Petra Regelin
Deutscher Turner-Bund
Tel: 069/67801-172