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Das OTAGO-Trainingsprogramm

Im Alter selbständig bleiben

 „Um mit dem Training zu beginnen, ist es nie zu spät“, weiß Dr. Clemens Becker, Chefarzt der Klinik für Geriatrische Rehabilitation am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart und Projektleiter von „Schritt halten“.

Auch Personen, die nie besonders sportlich waren oder durch Probleme zum Beispiel mit den Gelenken in ihrer Beweglichkeit schon eingeschränkt sind, können durch gezielte Übungen Mobilität, Sicherheit und Lebensqualität steigern.

Anleitung durch den Therapeuten zuhause

Gerade wenn bereits gesundheitliche Einschränkungen bestehen, ist eine professionelle Anleitung beim Training wichtig. Speziell für diese Zielgruppe wurde in Otago, einer Region im Süden Neuseelands, das OTAGO-Trainingsprogramm mit dem Ziel entwickelt, die Selbständigkeit älterer Menschen zu erhalten und zu verbessern.

Über ein halbes Jahr hinweg begleitet ein speziell ausgebildeter Therapeut einen älteren Menschen. Während der insgesamt fünf Hausbesuche stellt der Therapeut ein individuelles Übungsprogramm zusammen und passt es immer wieder an die Trainingsfortschritte an. Zwischen den Hausbesuchen üben die Teilnehmer selbständig weiter. Dreimal pro Woche soll das Trainingsprogramm zur Verbesserung von Gleichgewicht und Kraft durchgeführt werden. Zusätzlich halten der Therapeut und der Teilnehmer zwischen den Hausbesuchen per Telefon Kontakt. Hier können Fragen zu den einzelnen Übungen geklärt werden, gleichzeitig kann aber auch besprochen werden, wie man sich selbst motivieren kann regelmäßig zu üben.

OTAGO-Modellversuch in Reutlingen

Im Rahmen des Projekts „Schritt halten“ können ab Mitte des Jahres auch die Reutlinger Seniorinnen und Senioren in den Genuss des OTAGO-Trainingsprogramms kommen. Im März findet eine Schulung für Physiotherapeuten und Ergotherapeuten statt, in welcher sie in das OTAGO-Programm eingewiesen werden. Mit der AOK und der Bosch BKK haben sich bereits zwei Krankenkassen bereit erklärt, die Kosten für ihre Versicherten zu übernehmen. Voraussetzung ist, dass der Hausarzt in einer so genannten „Präventionsempfehlung“ die Teilnahme am OTAGO-Trainingsprogramm empfiehlt. Vor allem Personen, die aufgrund von Unsicherheit beim Gehen ihre Wohnung nur selten oder gar nicht mehr verlassen können, sollen gezielt auf das OTAGO-Programm angesprochen werden.

Erfolge in Neuseeland könnten bei uns Schule machen

Die Erfolge des OTAGO-Trainingsprogramms in Neuseeland sprechen für sich: Die Teilnehmer konnten ihre Kraft und das Gleichgewicht nachweislich steigern, und dadurch auch das Selbstvertrauen in den eigenen Körper. Gleichzeitig wurde das Risiko zu stürzen um 35 Prozent gesenkt. Erfreulich ist auch, dass ein Großteil der Studienteilnehmer ein Jahr nach Beginn des Programms noch immer trainierte. Denn nur ein langfristiges Trainieren sichert auch langfristig die Effekte.

Der Modellversuch in Reutlingen soll aufzeigen, dass das OTAGO-Trainingsprogramm auch in Deutschland erfolgreich umsetzbar ist. „Wir hoffen, dass unser Beispiel Schule macht, damit in Zukunft möglichst viele Senioren in ganz Deutschland die Möglichkeit erhalten, mit dem OTAGO-Programm aktiv etwas für die eigenen Gesundheit zu tun“, beschreibt Becker die ehrgeizigen Ziele des Modellvorhabens.

-mk-

Kontakt

Anmerkung

Schulung zu OTAGO für ErgotherapeutInnen, PhysiotherapeutInnen, Sport- und GymnastiklehrerInnen:
Samstag, 10. März 2012, 9.30-17 Uhr, Reutlinger Gesundheitsakademie

Dozenten:
Michaela Küpper, Physiotherapeutin
Karin Stranzinger, Diplom-Sportwissenschaftlerin
PD Dr. med. Clemens Becker, Chefarzt, Geriatrische Rehabilitation am RBK Stuttgart

Link zur Anmeldung / Informationen