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Bewegung bei Demenz

Unsicherer Gang erhöht die Sturzgefahr

Menschen mit dementiellen Erkrankungen sind häufig weniger aktiv als gesunde ältere Menschen. Darüber hinaus zeigen viele der Betroffenen einen Verlust an motorischen Fertigkeiten, die helfen könnten, einen Sturz zu vermeiden.

Sicheres Gehen spielt eine wesentliche Rolle bei der Verrichtung von Alltagsaktivitäten und für den Erhalt der Selbständigkeit. Doch sind alle Formen dementieller Erkrankung durch Gangstörungen gekennzeichnet. Die Betroffenen gehen häufig unsicher und in kleinen Schritten. Aufgrund einer unzureichenden Balancefähigkeit bleiben die Füße lange am Boden, der Gang wird insgesamt unharmonisch. Die Gefahr zu stürzen und sich zu verletzen ist deutlich erhöht. Außerdem fallen häufig die alltäglichen Bewegungsabläufe wie das Aufstehen von einem Stuhl oder das Treppensteigen schwer. All diese Defizite in der motorischen Basisleistung manifestieren sich im Krankheitsverlauf zwar häufig später als komplexe funktionelle Alltagsleistungen wie Einkaufen oder Bankgeschäfte erledigen, sie sind aufgrund ihres Zusammenhangs mit Stürzen jedoch hochrelevant und therapiebedürftig.

Das Trainingsprogramm

Am AGAPLESION Bethanien-Krankenhaus Heidelberg wurde ein Trainingsprogramm entwickelt, das auf die motorischen Defizite von Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz zugeschnitten ist. Es ist wichtig, dass dementiell Erkrankte ihre Muskelkraft, das Gleichgewicht und wesentliche Alltagsfunktionen wie Gehen oder Aufstehen trainieren - es sind die Schlüsselqualifikationen für eine selbständige Lebensführung. Die Heidelberger Studie hat gezeigt, dass motorische und funktionelle Leistungen durch dieses speziell für Menschen mit Demenz entwickelte Trainingsprogramm deutlich verbessert werden können.

Gehen, Setzen, Treppensteigen - Kraft und Balance trainieren

Die Kernelemente des Übungsprogramms sind ein progressives Kraft- und Funktionstraining. Dabei werden gezielt Muskelgruppen gekräftigt, die für Alltagshandlungen und für die Gleichgewichtskontrolle wichtig sind. Das Training kann entweder an Fitnessgeräten oder alternativ auch als Heimtraining ohne Geräte durchgeführt werden. Hinzu kommen Balanceübungen, das Training der Gangsicherheit und des Stuhltransfers (Aufstehen und Hinsetzen).

Motivation und Anleitung – Vorsicht vor Überforderung

An Demenz erkrankte Menschen haben häufig Schwierigkeiten, sich räumlich und zeitlich zu orientieren. Auch andere kognitiven Leistungen wie das Gedächtnis, die Auffassungsgabe, die Lernfähigkeit oder das Sprachverständnis sind gestört. Die oft fehlende Einsicht, mangelnde Eigeninitiative und Antriebsverarmung machen es schwer, die Betroffenen für ein Training zu motivieren. Aufgrund all dieser Faktoren ist eine besonders bewusste und behutsame Übungsanleitung notwendig. Eine Überforderung der Patienten kann rasch zu Agitiertheit, Gereiztheit und Ablehnung führen.

Dies ist zu beachten:

Räumlichkeit

Das Training immer in denselben Räumen durchführen und eine Organisationsform wählen, die in jeder Trainingseinheit beibehalten wird.

Training

Einfache Übungen mit klarer Struktur verwenden. Den Schwierigkeitsgrad sehr behutsam steigern. Häufige Wiederholung einzelner Übungselemente.

Anleiten

Verbale Kommunikation

  • Aufmerksamkeit der Teilnehmer gewinnen
  • kurze, direkte Anweisungen
  • positive Formulierungen
  • Bewegung mit Assoziationen verknüpfen (z. B. stehen wie ein Baum)

Nonverbale Kommunikation

  • Bewegung vormachen
  • taktile Unterstützung bei der Durchführung der Übungen
  • rhythmische Unterstützung

Da Trainingsfortschritte aufgrund eingeschränkter Urteilsfähigkeit häufig nicht eingeschätzt werden können, sollten diese über Lob durch den Übungsleiter deutlich betont werden. Dadurch bietet das Training Raum für Erfolgserlebnisse und somit einen Kontrast zum Alltag der Erkrankten.

-ms-